Eine Antwort auf diese Frage liefern die Ergebnisse einer Erhebung, in der das Verhalten der Milchkühe auf einem Praxisbetrieb mit freiem Weidegang untersucht wurde. Außerdem wurde bewertet, wie sich das Klima auf Leistungs- und Verhaltensparameter auswirkt und welche Unterschiede es zwischen jungen und alten Kühen gibt.
Aus der Milchkuhherde wurden 40 HF-Kühe und daraus wiederum 12 Fokustiere ausgewählt. Alle Kühe waren Weidegang ausschließlich tagsüber gewohnt. Alle Tiere...
Eine Antwort auf diese Frage liefern die Ergebnisse einer Erhebung, in der das Verhalten der Milchkühe auf einem Praxisbetrieb mit freiem Weidegang untersucht wurde. Außerdem wurde bewertet, wie sich das Klima auf Leistungs- und Verhaltensparameter auswirkt und welche Unterschiede es zwischen jungen und alten Kühen gibt.
Aus der Milchkuhherde wurden 40 HF-Kühe und daraus wiederum 12 Fokustiere ausgewählt. Alle Kühe waren Weidegang ausschließlich tagsüber gewohnt. Alle Tiere befanden sich zu Beginn der Untersuchungen in der späten Frühlaktation (92 Tage in Milch).
Die Kühe, die in einem Offenstall mit Hochboxen gehalten wurden, hatten im Stall Zugang zu Kraftfutter und einer Mischration, welche mindestens einmal am Tag frisch vorgelegt wurde. Drei Weideflächen waren über eine Weideschleuse Tag und Nacht frei zugänglich. Während der Melkzeiten blieb die Schleuse geschlossen, so dass an rund 13 Stunden täglich Weidegang möglich war (10:00 bis 15: 00 Uhr und 20:00 bis 04:00 Uhr). Das Verhalten der Kühe wurde zu Weidebeginn, Mitte der Weidesaison und zum Weideende an jeweils 18 Tagen erhoben. Ergänzt wurden die Verhaltensbeobachtungen durch Aufzeichnungen mit vier Videokameras. Zusätzlich wurden die 12 Fokustiere mit Pedometern und Nasenbandsensoren (RumiWatch) ausgestattet, um die Verhaltensparameter Liegen, Stehen, Gehen bzw. Wiederkäuen und Fressen automatisch zu erfassen.
Kühe gehen lieber nachts raus
Die Kühe bevorzugten sowohl am Tag als auch in der Nacht die Weide, sie verbrachten dort über 80 % ihrer Zeit. Im Verlauf der Weidesaison gab es dabei einen Anstieg der Aufenthaltsdauer auf der Weide. Auffällig war, dass die Kühe in den Nachtstunden durchschnittlich mehr Zeit auf der Weide verbrachten als im Stall. Im Verlauf der Saison nahm die Präferenz der Kühe für die Weide von ca. 60 % auf ca. 80 % zu. Dass die Kühe sich zu Beginn weniger gern auf der Weide aufhielten, könnte damit zusammenhängen, dass zu Weidebeginn der Rohfasergehalt des Weidegrases vergleichsweise hoch war.
Zu Weidebeginn lag die Milchleistung der Kühe im Mittel bei 30,5 kg; sie verringerte sich bis zum Weideende auf 23,6 kg. Die Zellzahlen überschritten im Schnitt am Weideende die 100.000 Zellen/ml Grenze, blieben aber unter der 200.000 Zellen/ml Marke.
Knapp 50 % der 40 Versuchstiere hatten zu Beginn der Weidesaison gesunde Klauen. Am Ende der Weidesaison waren 70 % der Tiere klauengesund. Allerdings waren zum Ende der Weidesaison mehr Kühe lahm als zur Weidemitte. Die häufigsten Klauenkrankheiten waren Klauenrehe (49 %), Mortellaro (13 %) und Weiße Linie Defekt (11 %).
Abgeleitete Empfehlungen für die Praxis
- Sofern ausreichend Weideflächen zur Verfügung stehen, sollte Kühen ein Zugang zur Weide angeboten werden. Falls ein ständiger Wechsel zwischen Stall und Weide nicht in Frage kommt, sollte den Kühen zumindest eine Nachtweide zur Verfügung gestellt werden.
- Die regelmäßige Pflege der Weideeingänge/-wege ist unabdingbar, um es Kühen mit Klauen- und/oder Gelenkbeschwerden zu erleichtern, zwischen Stall und Weide zu wechseln.
- Auf der Weide müssen ausreichend Tränken vorhanden sein.